FOREF Kommentar
Heute ein paar Millionen
Schilling für Toleranztraining könnte unseren Kindern und Enkelkindern Milliarden an
Wiedergutmachungszahlungen ersparen - und viele andere Probleme.
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Die
Presse
15.11.2000
US-Außenministerin Madeleine Albright habe aber gemeint, das sei wichtiger. Unter "das" verstand sie ein Toleranztraining, das die Botschafterin, wie alle anderen Mitarbeiter des State Departements, dann auch absolvierte.
Seit 15 Jahren gibt es ein eigens entwickeltes Programm der Anti-Defamation-League (ADL).
In den USA ist diese Art der Aufarbeitung von Rassismus und jeder Art der Diskriminierung
weit verbreitet. Unternehmen, FBI, Schüler oder Lehrer nehmen es in Anspruch. Seit drei
Jahren gibt es auch in Wien ein ADL-Büro, das sich mit kleineren Projekten beschäftigte.
Heuer beschloß man aber - unter dem Eindruck der Regierungsbildung und der EU-Maßnahmen
- mehr daraus zu machen. Im Sommer wurden die ersten acht Österreicher eine Woche in
Chicago und New York als Trainer ausgebildet. Die Kosten übernahmen Austrian Airlines,
die US-Botschaft und ADL.
Ergebnislose
Gespräche
Um aber weitere Trainer anzulernen, bräuchte es auch die finanzielle
Unterstützung der österreichischen Regierung. Interessenten für das Training gebe es
genug - von der Polizei über Richter und Arbeitsmarktservice bis hin zu Schulen. Die
Wiener ADL-Direktorin Marta S. Halpert beziffert die Kosten für ein Drei-Jahres-Programm
mit sechs Millionen Schilling (436.000 Euro). Damit soll eine Koordinationsstelle
unterhalten, sowie Ausbildung und Ausbildungsmaterialen finanziert werden. Man steht mit dem Außen-, dem Innen-, dem Justiz- und dem
Unterrichtsministerium in Verbindung. Doch die Verhandlungen haben bisher zu keinem
Ergebnis geführt.
Hall setzt sich daher erneut für das Projekt ein. Sie verbindet das Toleranztraining mit
dem Thema der Entschädigungszahlungen für Arisierungen und meint: "Geld allein ist
nicht alles. Wichtig ist die Lektion, die jemand aus der Vergangenheit lernt." Auch
in den USA habe man durch das Programm aus Fehlern gelernt.
Die ADL ist bereits 1913 entstanden. Anlaß war die Lynchjustiz an einem Juden, der, wie
sich herausstellte, unschuldig des Mordes beschuldigt worden war. Das konkrete
Trainingsprogramm entwickelte man seit 1985, nach Unruhen in Boston.
Marion Wisinger und Herbert Langthaler, die an der Trainerausbildung teilnahmen, loben das
Programm wegen der perfekten Kombination von Theorie und Praxis. Es werde mit Emotionen
gearbeitet, aber auch mit theoretischen Grundlagen, es sei in Modulen aufgebaut und daher
für viele Zielgruppen anwendbar.
Man beginnt mit dem Nachdenken über die eigene Identität, erzählt Wisinger: "Wie
werde ich gesehen, wie sehe ich andere. Da kommt man auf viele Irrtümer drauf. Man fragt,
was bedeuten Vorurteile, was können sie anrichten, wie würde ich als Betroffener damit
umgehen." Dann beginne man, die Vorurteile bewußt zu verlernen. Es gehe dabei nicht
nur um Rassismus, sondern auch um Behinderte oder das Verhältnis Mann/Frau. Gut sei, daß
keine Ratlosigkeit zurückbleibe. "Man versucht die Dinge festzumachen und zu fragen,
wie gehe ich damit um."
ADL Anti-Defamation
League
1010 Wien, Spiegelgasse 21
Tel.:01/5137772