Der etwas andere Kommentar - Von Günther Ahmed Rusznak:

Die Suppenköche

 Garantiert erfolgreiches Suppen (Sudel) Rezept:


Man (= Diözese Linz) versichere sich einer staatlichen Feuerstelle (LH-Stv. Franz Hiesl, Familienreferent), und gebe eine gehörige Portion von verschiedenen, sogenannten „Sekten“ in einen Topf. In diesem sollte schon vorher ein Quantum eigener Selbstbeweihräucherung angewärmt worden sein. Als Würze des Ganzen verwende man ordentlich islamische (Wort)- Unkräuter, wie etwas Fundamentalismus, Radikalismus, ein paar Beleidigungen, Halb- und Unwahrheiten und schon ist die   „Auf der Suche nach dem Sinn -  Suppe“ fertig. Zum leichteren Gebrauch und Verzehr wird diese dann als CD an den Mann (Frau) gebracht.


Doch Halt!

Mir als Moslem steht der Sinn nicht nach pastoralem Eintopf. Ich will überhaupt keine inquisitorischen, einseitigen und verfassungsrechtlich, bedenklichen Untersuchungen irgendwelcher Gruppierungen, seien es nun Kirchen, Religionsgemeinschafen oder „Sekten“. Das „schmeckt“ mir einfach nicht.

Fakt ist: Es liegt eine CD über „Sinn-Anbieter“ vor. Wäre sie nur von der Diözese Linz heraus gegeben worden, wäre die Sache inhaltlich vielleicht bedenklich, aber weiter nicht erwähnenswert. Doch die Politik, verfassungsrechtlich zur religiösen Neutralität verpflichtet, mischt unter dem Deckmäntelchen eines Freundes und Helfers eifrig mit. Nicht nur finanziell, sondern auch durch das Öffnen von Abnehmerkreisen, wie z.B. Schulen.

Ist uns allen schon von verschiedensten Stellen (Verfassungsrechtlern, US-State-Department, Medien u.v.a.m.) die Absurdität (inkl. hoher Kosten) einer sogenannten Sektenbeobachtungsstelle vor Augen geführt worden, so scheint die Publizierung der nun vorliegenden CD der Diözese Linz ein weiterer Schritt hin zur (verfassungsrechtlich verbotenen) Monopolisierung  der Katholischen Kirche.

Und: Die sogenannten „Sekten“ wehren sich. Zu Recht, absolut zu Recht.

Und die Muslime: Sie wehren sich anscheinend nicht. Sind sie doch durch das „Islamgesetz“ als Religionsgemeinschaft „staatlich“ anerkannt. Dass das Islamgesetz aus Monarchiezeiten stammt und anscheinend in der republikanischen Verfassung irrtümlich mit übernommen wurde, beglückt zwar einige in der Führungsspitze der Islamischen Glaubensgemeinschaft, muss aber anscheinend mit einem permanenten Schweigen zu aktuellen Themen erkauft werden. Ebenso dürften sinnvolle Konfrontationen als Tabuthema behandelt werden. Auch wenn sie noch so gerechtfertigt wären.

Die Devise heißt daher: „Aufwachen!!!“

Aber nicht nur Muslime soll und muss dieser Ruf erreichen. Um die Würde jedes einzelnen Menschen muss es gehen. Ganz gleich welcher Religion oder welcher Anschauung er sich verpflichte fühlt. Die Zeiten kirchlicher und staatlicher Bevormundung in Sachen Religion sind (Gott sei Dank) vorbei. Jeder Versuch einer Restaurierung sollte aber schon im Keim erstickt werden.

Und noch etwas:

Wenn die Diözese die Frage aufwirft „Was ist eine Sekte“ und dabei glaubt dies mit vier Argumentationspunkten beantworten zu können, so stellt sich mir persönlich sofort die Frage, warum bezeichnet die Katholische Kirche nicht auch sich selbst als Sekte?

Daher ein neues „Suppenrezept“:

Alle, aber auch wirklich alle Betroffenen bringen sich selbst in einen Topf ein, respektieren einander (nicht zu verwechseln mit „tolerieren“), und überlassen dem Staat das einzige Zugriffsrecht, nämlich die Verfolgung von eventuellen „Schwarzen Schafen“, welche es ja leider in allen Gruppierungen geben soll. Muslime natürlich nicht ausgenommen.

Das würde mir dann schmecken.

Mahlzeit!

Günther Ahmed Rusznak
Schriftsteller
rusznak@religionsfreiheit.at 

Traun, 20. 5. 2002


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