Päpstliche Auszeichnung für Friederike Valentin Kardinal Schönborn würdigte langjährige Leiterin des Wiener Diözesanreferats für Weltanschauungsfragen - Festschrift über die heutige religiöse Frage vorgestellt


Wien, 11.11.01 (KAP) Friederike Valentin, langjährige Leiterin des Sektenreferates der Erzdiözese Wien und international renommierte Expertin für Weltanschauungsfragen, wurde mit dem Komturkreuz des päpstlichen Silvesterordens ausgezeichnet. Der Orden wurde ihr vom Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, überreicht.

Bei dem Festakt im Wiener Don Bosco-Haus wurde zugleich eine Festschrift zu Ehren Friederike Valentins vorgestellt; sie trägt den Titel "Neue Wege zum Heil? Die religiöse Frage und die Vielfalt der Antworten".

Valentin hatte 1971 als 22-jährige Theologiestudentin die Leitung des Sektenreferates übernommen. Sie weitete das Tätigkeitsfeld dieses Referates aus und benannte es in Referat für Weltanschauungsfragen, Sekten und religiöse Gemeinschaften um. Zugleich unterstützte sie die Gründung der Elterninitiative "Verein zur Wahrung der geistigen

Freiheit", die Eltern beratend und begleitend zur Seite stand, deren Kinder in den Einflussbereich von Sekten oder sektenähnlichen Gemeinschaften gelangt waren. Valentin engagierte sich auch sehr für den Ausbau der Zusammenarbeit der Sektenfachleute der Kirchen in Österreich und im deutschsprachigen Raum. Auch von Politikern mehrerer Länder wurde sie als Beraterin herangezogen. Das von Valentin als Mitherausgeberin wesentlich getragene "Lexikon der Sekten, Sondergruppen und

Weltanschauungen", erstmals 1990 veröffentlicht, gilt als Standardwerk und wurde erst kürzlich in elfter, aktualisierter Auflage wieder aufgelegt. Ihre schwere Erkrankung im Dezember 1997 zwang sie zum vorzeitigen Ruhestand.

Bei dem Festakt wurde hervorgehoben, Friederike Valentin habe Pionierarbeit geleistet für einen differenzierten und von hoher Sachkenntnis geprägten Umgang der Kirche mit Sekten und neuen religiösen Bewegungen. Sie habe bei aller kritischen Auseinandersetzung mit diesen Gruppierungen immer die Menschen dahinter gesehen und eine faire Beurteilung gesucht. Kardinal Schönborn erinnerte daran, dass Valentin selbst aus der "Charismatischen Erneuerung" kommt. Aus dieser Erfahrung und diesem gläubigen Engagement heraus habe sie die Gabe der "Unterscheidung der Geister" gepflegt.

Neben Kardinal Franz König und zahlreichen Verantwortlichen und Mitarbeitern der Erzdiözese Wien waren auch mehrere kirchliche Verantwortliche für Sektenfragen aus Deutschland und der Schweiz zu der Ehrung für Valentin gekommen, unter ihnen Hans Gasper, Leiter des Bereiches Glaube und Bildung im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, und Pfarrer Joachim Müller, Leiter der Arbeitsstelle "Neue religiöse Bewegungen" der Schweizer Bischofskonferenz.

Den Festvortrag hielt der Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (Berlin), Reinhard Hempelmann, zum Thema "Neue geistliche Bewegungen und ihre Bedeutung für die Zukunft der Kirchen".

Auf eine zunehmend säkular geprägte und vom Individualismus bestimmte Gesellschaft seien neue geistliche Bewegungen eine authentische Antwort, wie christliches Leben heute aussehen kann, so Hempelmann. Es dürften allerdings nicht "Charisma" und "Institution", Wirken des Geistes heute und Traditon gegeneinander ausgespielt werden. Für beide, neue Bewegungen wie etablierte Institutionen, gelte es, die Unterscheidung der Geister zu üben.