FOREF Kommentar:

Mag. Andreas Girzikovsky ist als Leiter der "Landessektenstelle" in OÖ wohl einer der emsigsten "neuen Inquisitoren" in den Bundesländern. Er genießt unter anderen kräftige "Schützenhilfe" von Landesrat Hiesl (ÖVP). Der  "Sektenexperte" (katholischer Theologe) publiziert fleißig und hält Referate, die in der Vergangenheit von Teilnehmern oft als zu sehr demagogisch und pauschal kritisiert wurden.


DER STANDARD
Dienstag, 27. April 1999, Seite 9 (B)
Chronik


OBERÖSTERREICH

Sekten-Info im Internet


Kirchenexperte: Jugendliche auf Sinn-Suche besonders gefährdet

Linz - Jene "Trenchcoatbande", die vor wenigen Tagen, das Schul-Massaker im US-Bundesstaat Colorado begangen hat, soll auch per Internet ihre rechtsextremen Ansichten verbreitet haben. Insgesamt sei es auf über 100.000 Webpages möglich, sich über derlei Gruppen zu informieren, sagt der Psychologe und Sektenbeauftragte der Diözese Linz, Andreas Girzikovsky. Bei seinen eigenen Recherchen im Web sei er in Finnland auf einen Fall von Kannibalismus unter Anhängern einer Satanistengruppe gestoßen: Körperteile eines Mordopfers seien von den Jugendlichen verspeist worden, so Girzikovsky weiter.

Gemeinsam mit dem Jugend- und Familienreferat des Landes Oberösterreich plante er die ab kommenden Donnerstag in Linz stattfindende Tagung zur Sektenproblematik "Ist Sinn in?". Nicht nur er habe Zugang zum Internet, auch an jeder Schule bestehe hierzulande über dieses Medium die Möglichkeit, sich über derlei Gewaltexzesse zu informieren. Trotzdem tue "Aufklärung" und nicht "Panikmache" not, wurde von den Mitorganisatoren bei der Pressepräsentation betont.

Die Experten aus dem kirchlichen Umfeld meinten, das Problem der Jugendlichen sei der "Wertepluralismus, der oftmals die Lebensorientierung erschwert". Deshalb würden sie immer mehr zu "Nomaden, auf der Suche nach dem Sinn." Diesen würden sie sich "zusammen samplen", indem sie Unterschiedliches - auch wenn es nicht zueinander passe - verbinden wollen, bringt Girzikovsky einen Vergleich aus der Musikwelt. Das könne sich aber sehr schnell ändern, wenn ein neues, charismatisches Vorbild auftauche.

Die für den Jugendbereich politisch Verantwortlichen geben demnächst eine Jugendstudie in Auftrag, um den Ursachen und der Attraktivität von Sekten auf die Spur zu kommen. Laut bisherigem Datenmaterial - einer Umfrage des Fessel-Instituts - sei bekannt, "zwei Prozent der Bevölkerung gehören einer Sekte an, rund fünf Prozent hätten schon einmal Kontakt gehabt". (hell)


© DER STANDARD, 27. April 1999
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