Richtigstellung
gegen die Desinformation durch den ORF
Weihbischof
DDr Andreas Laun meint, dass er vom ORF exzessiv
falsch dargestellt wurde. Hier ist seine Richtigstellung:
Freitag, 08. September 2000
Angesichts
der Meldungen zu meinen Aussagen über die Fachtagung "Homosexualität und
Kirche", die zum Teil schlicht frei erfunden und die ich als böswillige
Verdrehungen bezeichnen muß, erlaube ich mir festzuhalten:
Insbesondere der Satz, ich würde nur geheilte
Homosexuelle in der Kirche dulden wollen, andere hätten in der Kirche nichts zu
suchen, ist das Gegenteil von dem, was ich gesagt habe.
Wahr ist vielmehr:
- Ich habe nicht über meine "Meinung" erzählt, sondern von einer Tagung
berichtet.
- Ich habe die Positionen der teilnehmenden Therapeuten referiert und
angemerkt, dass ich als Theologe und Bischof nicht kompetent bin, diese zu
werten. Wohl aber höre ich interessiert zu.
- Ob Um-Orientierung (= Heilung) von Homosexuellen möglich ist oder nicht,
ist eine Frage der wissenschaftlichen Fakten und nicht der Moral
("unbarmherzig", wer das glaubt, ist Unsinn!).
- Selbstverständlich freue ich mich, wenn eine Umorientierung von Menschen
mit gleich-geschlechtlichen Neigungen möglich sein sollte: Gott schuf den
Menschen als Mann und als Frau...!
- Die Kirche ist für alle da. Zur ihr gehören jene, die an das Evangelium
glauben und bemüht sind, nach den Geboten Gottes zu leben. Das gilt unabhängig
von irgendwelchen Neigungen.
- Für alle gilt das gleiche Gebot: Die gelebte Sexualität hat nach
christlichem Verständnis ihren Platz in der Ehe. Die Kehrseite ist freilich:
Sexuelle Enthaltsamkeit aller Nicht-Verheirateten (welcher "Orientierung" auch
immer).
- Hauptsorge der Kirche und auch ihre eigentliche Kompetenz ist die
Seelsorge – an wem auch immer.
- Von "Erbarmungslosigkeit" mit irgendwelchen Leuten kann keine Rede sein –
und war keine Rede.
Mit größter Entschiedenheit weise ich die entstellenden "Berichte" über
meinen Tagungsbericht zurück.
Andreas Laun
Anmerkung der Redaktion:
FOREF
ist nicht verantwortlich für den Inhalt der Beiträge und Gastkommentare. Auch
müssen die hier veröffentlichten Artikel in der Regel nicht mit der Meinung des
Redaktionsteams identisch sein.
Thesen zu Kirche und
Homosexualität
Es ist Mode geworden, in der Kirche und von außen her, zu fragen, wie
"die Kirche" zu den Homosexuellen steht. Nicht selten verbindet sich die Anfrage
mit einem vorwurfsvollen und selbstgerechten Unterton: "Wir, moralisch wie wir eben
so sind, haben die katholische Kirche schon wieder einmal ertappt bei einer
Menschenrechtsverletzung. Sie, die Anwältin der Liebe zu sein sich anmaßt, stellt sich
schon wieder gegen die Liebe, diesesmal gegen das wunderbare Recht jener, die
gleichgeschlechtlich lieben."
Zur Frage selbst und nicht zum Vorwurf dieser Gutmenschen
hat das "Internationale Forschungszentrum" zu Salzburg eine Tagung veranstaltet.
Die Ergebnisse werden publiziert, aber angesichts der Berichte in den Medien (weh uns,
wenn alles andere auch so verdreht sein sollte wie die Informationen über die Kirche!)
hier eine Vorinformation, die ich in eigener Verantwortung so zusammenfassen möchte:
- Es bedarf eigentlich nur der religiösen Kindergarten-Bildung, um zu wissen: Die Kirche
grenzt niemand aus, sondern steht offen für alle Menschen. Ausschließen kann man sich
nur selbst, nämlich durch Unglauben und Sünde, und die größte Distanz entsteht durch
hochmütiges Nicht-Wollen. Das gilt wie für alle Menschen auch für Menschen mit
gleich-geschlechtlichen (homosexuellen oder lesbischen) Neigungen.
- Die gleich-geschlechtliche Neigung hält die Kirche für eine Verirrung, die letztlich
auf den Abfall von Gott zurückzuführen ist. Sie ist ein Übel auch deswegen, weil sie zu
einem objektiv sündhaften Verhalten drängt. Zu bedenken ist dabei: Da es den
"engelhaften" Menschen seit dem Sündenfall nicht mehr gibt, trägt jeder viele
Neigungen in sich, die dem ursprünglichen Schöpfungs-Gedanken Gottes widersprechen und
gegen die er einen mühsamen Kampf führen muss: Hochmut, Eitelkeit, Neid, Verlangen nach
der Frau des anderen, Habsucht... Auch das sexuelle Verlangen nach Kindern
("Kindesmissbrauch") gehört dazu, das heute manche Kreise schönfärberisch
"generationen-überschreitendes Lieben" nennen wollen.
- Zu behaupten, es sei diskriminierend, wenn die Kirche homosexuelles Verhalten eine
Sünde nennt, ist absurd. Sie bezeichnet schließlich viele anderen Verhaltensweisen auch
als Sünde, übrigens auch so manches im Bereich der Heterosexualität. Wer hier von
"Diskriminierung" spricht, weiß nicht, was dieser Begriff bedeutet.
- Selbstverständlich gilt für homosexuelle Sünden dasselbe wie für jede andere Sünde:
Gott allein sieht in die Herzen und weiß um Irrtümer, Verblendungen, Verführung und
Zwänge, die den Sünder fesseln und seine Sünde mitbestimmen.
- Das Subjekt dieses Abfalls von Gott ist nicht unbedingt der unmittelbar betroffene
Homosexuelle. Die Erklärung homosexueller Neigungen mit der Sünde ist ähnlich dem
Pauluswort: "Der Tod kam durch die Sünde in die Welt". Das heißt: Irgendwie
hat jeder Tod mit der Sünde zu tun, aber es sterben alle, auch solche, die nicht
gesündigt haben.
- Es gibt keine absolut sichere, wissenschaftliche Antwort auf die Frage, wodurch die
homosexuelle Neigung im Einzelfall entstanden ist, obwohl manche Zusammenhänge sehr wohl
bekannt sind. Da es aber keinen wissenschaftlichen Beweis für eine
"Veranlagung" oder "Vererbung" gibt, kann man mit R. Cohen sagen:
"Niemand wird homosexuell geboren." Man kann, so scheint es, die
wissenschaftliche Suche auf die Zeit nach der Geburt beschränken.
- Die Behauptung, Homosexualität sei bloß eine weniger gute, aber doch immer noch
"gute Variante" der Schöpfung, ist vergiftet: Daraus folgert man ihre
Legitimität, die Nicht-Verführbarkeit auf der einen Seite und die Nicht-Heilbarkeit auf
der anderen. Schließlich: Wer Homosexualität als "Unordnung" oder
"Krankheit" (oder wie immer er es nennen mag) ablehnt, begeht ein Unrecht, das
in letzter Konsequenz durch Gesetze verhindert und geahndet werden muß. Auf diese
verheerenden Folgen einer falschen Ideologie hat vor allem Ch. Meves hingewiesen.
- Auch wenn Homosexualität angeboren wäre, folgte daraus nicht, dass die
gleich-geschlechtlich sexuelle Beziehung eine irgendwie "gottgewollte" Variante
der Schöpfung ist. Wäre diese Folgerung zwingend, müsste man ebenso sagen: Gott
"will", dass Kinder behindert auf die Welt kommen. Behinderungen und falsche
Neigungen sind nur als "Zulassung" Gottes in Folge der Sünde zu begreifen,
nicht als direktes Wollen.
- Abgesehen von der meta-empirischen Rückführung der Homosexualität auf die Sünde hat
die Kirche keine eigene "Meinung" über den Ursprung der gleich-geschlechtlichen
Neigung eines Menschen: In dieser Frage ist sie auf die entsprechenden Forschungen
angewiesen.
- Auf Grund ihrer Überzeugung, dass das Mann- und Frau-Sein nicht das Produkt einer
blinden Evolution, sondern Plan und Wille Gottes ist, lehnt die Kirche die Idee, die
homosexuelle Neigung sei gleichsam ein "Teil" der Person, ab. Die christliche
Liebe zu dem homosexuell empfindenden Menschen impliziert nicht die Bejahung seiner
Homosexualität. Auch hier gilt: "Das Heil liegt in der Wahrheit" (Dominus Jesus
22).
- Falsch ist auch die Idee, der Homosexuelle könne "genauso" seine Liebe zum
anderen Mann ausdrücken wie dies Mann und Frau in der Ehe tun. Sogar wenn zwischen beiden
Männern echte Freundschaft besteht, heißt das nicht, ihre sexuellen Akte seien
"Ausdruck der Liebe" selbst. Ganz allgemein ist zu bedenken: Nur unter
bestimmten Bedingungen, geistiger und physischer Art, sind sexuelle Akte sozusagen
fleischgewordene Liebe. Nicht einmal in der Ehe ist jedwedes sexuelles Handeln
"Liebe", wie die Diskussionen um Vergewaltigung in der Ehe schlagend beweisen.
- So der gleich-geschlechlich empfindende Mann (oder Frau) seine sexuelle Orientierung
"annehmen"? Ja, aber das kann zweierlei bedeuten: in Dankbarkeit
"annehmen" jener Gaben, die jemand von Gott empfangen hat, oder
"annehmen" eines Leidens, wobei dieses "annehmen" weder den Wunsch
nach Heilung noch therapeutische Versuche ausschließt. In diesem zweiten Sinn soll der
Homosexuelle seine Neigung "annehmen". Im übrigen soll er sich vor Augen
halten: Gott nimmt ihn wie jeden anderen Menschen an und liebt ihn trotz und mit
seinen "Neigungen", worin sie auch bestehen mögen.
- Genauso wie bei der Frage nach dem Ursprung der Homosexualität hat die Kirche auch bei
der anderen, ob nämlich Heilung möglich sei, keine eigene, in der Offenbarung
begründete "Meinung". Darum ist es ein Unsinn zu berichten, "Weihbischof
Laun hält Homosexualität für heilbar". Er tut lediglich, was auch die Kirche als
Ganze tut: Er hört, was Fachleute (wie z.B. G. v. Aardweg. Ch. Meves, R. Cohen) sagen,
und er berichtet darüber. Dabei fällt auf: Nicht wenige Leute reagieren geradezu
aggressiv und "empört", wenn man die Heilung auch nur in Erwägung zieht. Ein
Argument für deren Sachlichkeit ist dies freilich nicht.
- Ob Heilung möglich ist oder nicht, die Kirche lädt jeden Menschen ein, in die
Nachfolge Christi einzutreten. Wenn die homosexuelle Neigung sich zumindest in vielen
(oder den meisten?) Einzelfällen - wie andere Süchte auch! - nicht mehr korrigieren
lässt, bedeutet dies, daran führt kein Weg vorbei, der Betroffene sollte sich um ein
keusches Leben bemühen. Wer darüber entsetzt ist und das für "unzumutbar"
hält, dem sei in Erinnerung gerufen: Das ist keine besondere Strenge gegenüber
Homosexuellen! Denn ein sexuell enthaltsames Leben mutet die Kirche jedem unverheirateten
Menschen zu und zeitweise auch Eheleuten...
- Um den Weg der sexuellen Enthaltsamkeit für Homosexuelle gangbar zu machen, hat P. John
Harvey (USA) vor rund 40 Jahre "Courage" gegründet: eine Art
Selbsthilfe-Gruppe, die auf der katholischen Lehre gründet und mit ähnlichen Methoden
arbeitet wie die anonymen Alkoholiker.
- Die "Homosexualisierung der Gesellschaft" (Ch. Meves) und die vielfache
Werbung für sie ist auch medizinisch gesehen unverantwortlich. Dabei ist nicht nur an die
verschiedenen Krankheiten - vor allem an AIDS zu denken, sondern auch an die
gewöhnlichen Folgen eines homosexuellen Lebens: Von zwei Ärzten habe ich gehört, wie
schlimm und scheußlich die Folgen vor allem im Alter zu sein pflegen, weil der Anus, ob
es bestimmten Ideologen passt oder nicht, "dafür" nicht geeignet ist.
- Homosexuelle sind, wie jeder andere Mensch, zur Heiligkeit berufen. Man kann mit
Sicherheit annehmen: Es hat schon Heilige gegeben mit solchen (und allen nur möglichen
anderen) Neigungen. Es wäre zu wünschen, wenn wir einige beim Namen kennen würden und
sie somit als Fürsprecher und Vorbilder hätten: Heilige, die ein Leben lang unter ihren
gleichgeschlechtlichen Neigungen und Wünschen gelitten und dennoch um Christi willen
verzichtet haben, homosexuell zu leben. Heilige eben.
Anmerkung der
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