Wien, 10. April 2002
Wie China Rechte Österreicher beschneidet
Rechtzeitig zum Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Jiang Zemin in Deutschland hat die Gesellschaft für bedrohte Völker Strafanzeige gegen ihn erstattet. Die internationale Menschenrechtsorganisation wirft dem Politiker Körperverletzung mit Todesfolge in vier Fällen sowie gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung in drei Fällen vor. Mit wenig Erfolg darf angenommen werden. Denn wenn es China angeht so verzichtet man im Westen auf Menschenrechte. Auch in Österreich. Wenn China drohend seinen Zeigefinger erhebt, dann wirft sich der Westen – und nicht minder Österreich – eiligst ergeben für einen Kotau vor China zu Boden. Was freie Meinungsäußerung und andere uns normalerweise zustehende Rechte anbelangt, so gelten diese nicht, wenn sie Chinas Ansehen und Würde schädigen könnten. Österreich ist diesbezüglich eine Provinz Chinas geworden. Es werden Ausstellungen abgesagt, Demonstrationsverbote verhängt, Plakate ohne jeglichen politischen Inhalt abgehängt und vieles mehr. Eine kleine Auswahl gefällig:
Eine
Privatperson hat eine Werbefläche am Flughafen Wien für ein halbes Jahr
gemietet, um dort ein Plakat aufzuhängen, das die Inhalte der Meditationspraxis
des Falun Gong darlegt. Die zuständige Abteilung fand daran nichts
auszusetzen, da auf jeglichen politischen Inhalt verzichtet wurde. Nur die
chinesische Botschaft hatte damit ein Problem, denn prompt wurde auf deren
Beschwerde das Plakat entfernt. Sie hat dem Flughafen wegen eben diesem Plakat
mit wirtschaftlichen Sanktionen gedroht.
Am
10. März dJ sollte die Eröffnung der Ausstellung „Tibet – Kultur am Dach
der Welt“ im Bezirksmuseum Simmering stattfinden. Abgesagt. Offizieller Grund:
Technische Probleme. Nach ein wenig Recherche stellte sich jedoch heraus, dass
man auch dies China nicht zumuten könne. Denn der Erste Präsident des Wiener
Landtags, Johann Hatzl, und der Bezirksvorsteher von Simmering, Otmar Brix,
waren mit großer Gefolgschaft schon halb auf dem Weg nach China, und eine
Ausstellung wie diese hätte den Chinesen wohl kaum gefallen.
Hellmut
Lumpi und Sebastian Schweiger, beide Österreicher und Falun Gong-Praktizierende
aus Salzburg, haben Anfang Februar kein Touristen-visum für China bekommen. Der
Antrag wurde ohne Begründung zurückgewiesen. Das Reisebüro, über das der
Antrag gestellt wurde, hat gemeint, dass es wirklich unüblich sei, dass so
etwas passiert sei und es sei bei ihnen bisher noch nie vorgekommen, dass ein
Antrag abgelehnt wurde.
Auch
die geplante Wander-Ausstellung „Tibet ohne Mythos“ im Parlament wurde nach
dem Nein von Nationalratspräsident Heinz Fischer abgesagt. Wohl auch auf
Hinblick der Nicht-Verletzung der chinesischen Würde. Stattdessen
veranstaltet die chinesische Botschaft in Wien lieber selbst Ausstellungen wie
zuletzt jene über Falun Gong, bei der sie ihre gewaltige Propagandamaschinerie
in Kraft setzte.
Tibet-Ausstellung
Schallaburg. Höchstwahrscheinlich auch dem Wunsch der chinesischen Botschaft
entsprechend durften auf dieser Tibet-Ausstellung keine Bilder des Dalai Lama
aufgehängt werden.
Demonstrationsverbot
beim Besuch Jiang Zemins in Österreich. Angemeldet waren zwar nur 3 Personen.
Als Grund für das erteilte Verbot wurde eine Gefährdung der Person Jiang
Zemins genannt. Und das durch nur drei DemonstrantInnen, die noch dazu sehr wohl
nach Wissen der Wiener Polizei noch nie durch unangenehmes Verhalten aufgefallen
sind. Klage bei Verfassungsgerichtshof und es wurde uns recht gegeben. Nicht zum
ersten Mal, denn schon beim Besuch Li Pengs in Österreich und den damals schon
auferlegten Demonstrationsverboten wurde Klage eingereicht und die
Bundespolizeidirektion Wien durch den Verfassungsgerichtshof verurteilt.
Diese Liste ließe sich noch fortführen, denn die chinesische Botschaft in Österreich schläft nicht. Mit wachsamen Augen beobachtet sie alle Schritte der Menschenrechtsbewegung in Österreich. Kommt der chinesische Umgang mit Menschenrechten zur Sprache, dann dauert es auch nicht lange bis sie sich zu Wort meldet. Und ganz Österreich kuscht ... weil es in Bezug auf dieses sensible Thema nicht mehr Österreich sondern eine Provinz Chinas ist, die sonst so hochgehaltene demokratische Werte in konforme, uniforme, unkritische und untertänige Ehrerbietung verwandelt.
Daniela Luschin
Gesellschaft
für bedrohte Völker
Igor Jancev
Falun Dafa
Infozentrum Österreich
Lobsang Gyalpo
Tibetergemeinschaft
Österreich
Anfragen: Daniela Luschin
(0699/10809503) bzw. Email: ladakh@gmx.at
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