APD Pressemeldung Freikirchlicher Pressedienst -GK-NEWS 2000 D 13


Präsident der französischen Protestanten gegen "Sektengesetze"


Toronto/Kanada, 05.07.2000/APD   Gegen sogenannte "Sektengesetze" in Frankreich hat sich der Präsident des dortigen Protestantischen Bundes (Fédération Protestante de France), M. Jean-Arnold de Clermont, während der Generalkonferenz-Vollversammlung der Siebenten-Tags-Adventisten in Toronto gewandt. Vor Journalisten sagte er: "Es ist möglich, dass das von der Nationalversammlung vorgeschlagene Anti-Sektengesetz Rechtskraft erlangt. Bevor dies geschieht, müssen wir dazu Stellung nehmen."

Der reformierte Pfarrer sieht in dem Gesetzesvorschlag eine Gefahr für die Religionsfreiheit in seinem Land. Der Entwurf spreche beispielsweise sehr allgemein von Persönlichkeitsveränderungen und Gehirnwäsche. Dies könnten Juristen gegen alles mögliche anwenden. Protestanten, Juden und Katholiken würden die Gefahren sehen, die von solch einem Gesetz ausgingen. Deshalb seien sie bereit, dagegen anzukämpfen und den politisch Verantwortlichen ihre Bedenken deutlich zu machen.

Es gebe in Frankreich genügend Verordnungen, um gegen strafbare Handlungen irgendeiner Gruppe vorgehen zu können. "Das betonen wir bereits seit 15 Jahren immer wieder", so Clermont. "Wir sind gegen jede Praktik, die Menschen schädigt. Doch wir fordern die Politiker auf, erst einmal den bestehenden Gesetzesrahmen auszuschöpfen und anzuwenden, bevor man an neue Regelungen denkt."

Der Präsident des Protestantenbundes kritisierte auch die von der französischen Regierung herausgegebene "Sektenliste". Hierdurch sei bereits für einzelne und ganze Gruppen die verfassungsrechtlich garantierte Religionsfreiheit eingeschränkt worden. Zu dem Bund gehören 15 Kirchen und Freikirchen sowie rund 500 christliche Organisationen. Clermont ist einer der Ehrengäste der adventistischen Weltsynode. Er kenne die Adventisten seit vielen Jahren und sei gern nach Toronto gekommen, um die weltweite Kirche einmal "von innen her" zu erleben.

Der Pariser Verfassungsrechtler Professor Jaques Robert hatte sich bei einem kürzlichen Besuch der Generalkonferenz (Weltkirchenleitung) der Siebenten-Tag-Adventisten in Silver Spring, Maryland/USA, ebenfalls gegen die geplanten "Sektengesetze" ausgesprochen. Das normale Strafrecht reiche aus, um kriminelle Handlungen von religiösen Gruppen zu ahnden, betonte er.

Von den rund 59 Millionen Franzosen gehören 76 Prozent der römisch-katholischen Kirche an. Die Muslime stellen mit drei Millionen die zweigrösste Religionsgemeinschaft, gefolgt von den verschiedenen evangelischen Kirchen mit etwa einer Million Mitgliedern.

Der Exekutiv-Ausschuss der adventistischen Weltkirchenleitung hatte bereits im September 1999 in seiner Erklärung "Religiöse Minderheiten und Religionsfreiheit" angeprangert, dass manche Länder Listen von religiösen Gruppen als mögliche gefährliche "Sekten" veröffentlichten, Anti-Sekten-Kommissionen einsetzten, spezielle Untersuchungsbeamte ausbildeten und einschränkende Gesetze erliessen. Dadurch stünden "Hunderttausende von unschuldigen Gläubigen offiziell unter Verdacht" und würden "als Bürger zweiter Klasse behandelt". Dies verletze die Religionsfreiheit, die das erste und wichtigste aller Grundrechte der Menschheit sei. (2 819 Zeichen)            


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