Kommentar in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 9.7.2005  Seite 6

Träumen Sie weiter


Heute für die Amerikaner Partei zu ergreifen gilt beinahe schon als Hochverrat. Argumente die auf das Unrechts- und Verbrecherregime im Irak vor dem Krieg hinweisen, werden überhört oder vom Tisch gewischt. Das El-Kaida uns allen den Krieg erklärt hat, stört niemand.

Als bekennender Moslem stelle ich mir schon die Frage, wann vor unseren (europäischen) Moscheen Bomben gelegt werden. Weil wir anders sind? Moderater, liberaler, nicht ganz so streng in der Auslegung wie eben die „Gotteskrieger“.

Doch sind wir das wirklich? War da nicht in vielen Moscheen nach dem 11. September eine gute Stimmung, sind da nicht nach Madrid Worte wie: „Gut und geschieht ihnen recht!“ gefallen? Jetzt nach London wird es ähnlich sein. Viele, allzu viele schweigen einfach dazu. Zustimmung oder nicht? Das ist hier dann die Frage.

Wenn dann die Terroropfer von der Zahl her als geringfügig eingestuft werden und mit der riesigen Anzahl der Opfer im Straßenverkehrs verglichen werden, mag das besonders abstoßend und geschmacklos wirken, ist aber in Wirklichkeit gelebter Fundamentalismus. Und somit eine Vorstufe zum Terrorismus. Am Freitag werden wir uns alle wieder in den Moscheen versammelt haben. Die Moderaten, die Liberalen, die Fundis und sicher auch einige potenzielle Terroristen. Die Mitläufer und die Verführten. Und die da draußen werden sich in ihrer „Insel der Seligen – Mentalität“ sonnen und so oder so ähnlich ein vergnügtes „Bei uns doch nicht! von sich geben.

Denken sollten sie aber an den bevorstehenden EU – Vorsitz, an die UNO – Organisationen in Wien, an die OPEC in Wien und die darin eingebettete Saudische Botschaft. Keine Ziele für (El-Kaida)Terroristen? Träumen Sie weiter, liebe Österreicher und verfluchen Sie auch Amerika ruhig weiter. Ihr Feindbild wird bald ein anders sein!

 

Günther Ahmed Rusznak

Schriftsteller und Moslem

rusznak@religionsfreiheit.at