PRESSEINFORMATION


Evangelische Johannesgemeinde Gießen
Der Kirchenvorstand
Südanlage 8, 35390 Gießen
Tel.: 0641/72114, Fax: 0641/72130
eMail: buero@johannesgemeinde-giessen.de
http://www.johannesgemeinde-giessen.de/
 

Herrn
Pfarrer Thomas Gandow
Landeskirchliches Pfarramt für
Sekten- und Weltanschauungsfragen
14165 Berlin
Fax Nr. 030/84509640


Nachrichtlich an:

–den Propst für Oberhessen, Pfr. Klaus Eibach, Lonystraße 13, 35390 Gießen,
propstei.oberhessen@ekhn.de
–das ev. Dekanat Gießen, Carl-Franz-Straße 24, 35392 Gießen, Fax Nr. 0641/926007-40
–den ev. Pressedienst Landesdienst Hessen und Nassau, Gießen,
giessen@epd.de
–Evangelische Kirchenzeitung, Reichneigrabenstr. 10, 60311 Frankfurt, Herrn Buttler,
g.buttler@ev-medienhaus.de
–Gießener Anzeiger, dieter.lemmer@giessener-anzeiger.de
–Gießener Allgemeine, redaktion@giessener-allgemeine.de
–Informationsdienst der ev. Allianz, idea@idea.de


Betr.: „Kraft zum Leben“/Ihr Schreiben vom 21.1.02 /epd-Meldung „Gießener Johannesgemeinde entschuldigt sich bei Sektenbeauftragtem“ vom 22.1.02

Sehr geehrter Herr Pfarrer Gandow,

in Ihrem Schreiben vom 21.1.02 kritisierten Sie unsere Äußerung „3. Zur Rufschädigung haben auch Kirchenvertreter beigetragen, u.a. der Weltanschauungsbeauftragte der Evangelischen Kirche von Berlin- Brandenburg ...“ Sie bitten um eine Begründung, die hiermit erfolgt.

Wir stellen fest, dass bisher keine Entschuldigung des Kirchenvorstands Ihnen gegenüber erfolgt ist, und damit die genannte Meldung des ev. Pressedienstes (epd) vom 22.1.02 falsch ist. Die Meldung des epd beruht auf einem Telefongespräch von Frau Walther (epd Gießen) mit Herrn Pfarrer Paul, außerdem offensichtlich auf Rücksprache mit Ihnen. Gegenüber dem epd und Ihnen hat Herr Pfarrer Paul geäußert, daß der KV zu einer Entschuldigung bereit sei, falls wir unsere Vorwürfe nicht begründen können. Er äußerte sein Bedauern, daß Ihr Name überhaupt erwähnt wurde, da es uns nicht darum ging, Personen anzugreifen, sondern die negative Darstellung von „Kraft zum Leben“ in den Medien zu korrigieren und zum Lesen des Buches zu ermutigen. Da Sie offensichtlich sehr schnell eine Stellungnahme über den epd wollten, konnte dieser in der Kürze der Zeit zwar Rücksprache mit Pfr. Michael Paul halten, jedoch nicht mit einem autorisierten Vertreter des Kirchenvorstands. Es hätte klar sein müssen, daß ein Gremium von 12 ehrenamtlichen Mitarbeitern und Pfarrer nicht am Tag Ihres Schreibens innerhalb weniger Stunden zu einer Stellungnahme kommen kann.

Mit dem Vorwurf, Sie haben zur Schädigung des Rufes der Aktion „Kraft zum Leben“ beigetragen, beziehen wir uns vor allem darauf, dass Sie die DeMoss-Stiftung in Zusammenhang mit der Mun-Sekte bringen. Diesen Zusammenhang belegen Sie durch eine indirekte Verbindung: Die Verbin- dungen von Mark DeMoss zu Jerry Falwell, dess Verbindungen wiederum zu Mun. Wie Sie richtig darstellen, war Mark DeMoss bis vor 11 Jahren Angestellter an Falwells „Liberty University“. Desweiteren gehen Sie ausführlich auf die Verbindungen Fallwells zu Mun ein, der z.B. neben dem früheren US-Präsidenten Quayle auf Großveranstaltungen von Mun als Redner auftrat (www.vereinigungskirche.de). Die Darstellung der Beziehung Falwells zu Mun nimmt in Ihrer Stellungnahme großen Raum ein, obwohl es ja nicht um Falwell, sondern um die DeMoss-Stiftung geht. Desweiteren werden Sie im ZDF zitiert: “Ich halte es für sehr bedenklich, wenn eine Organisation, die sich selbst als christlich bezeichnet, keine Berührungsängste gegenüber einem Weltkriegsmessias wie Mun hat”. (8.1.02, www.heute.t-online.de, ähnlich FAZ vom 9.1.02). Durch diese Äußerung entstand für viele Fernsehzuschauer der Eindruck, die DeMoss-Stiftung stehe in direktem Zusammenhang mit Mun. Besonders betroffen hat uns gemacht, dass damit die ‘Gesichter’ der Werbung von ‘Kraft zum Leben’ scheinbar in die Nähe von Mun gerückt wurden.

Bernhard Langer, Cliff Richard, Paolo Sergio und Britta Baldus sind Persönlichkeiten, die wir wertschätzen, da sie ihre Popularität einsetzen, um den Glauben an Christus zu bezeugen. Bei der nochmaligen Beschäftigung mit dem Thema ist uns ein weiterer wichtiger Kritikpunkt aufgefallen. Auf der letzten Seite Ihrer Stellungnahme sprechen Sie von den möglichen Lesern des Buches als den “volkskirchlich und freikirchlich Frustrierten und ‘Bindungsgelockerten’, die sich in Kirchengemeinden nicht mehr zu Hause fühlen, wo man nach ihrem Empfinden für alles und sogar jede Minderheit Verständnis hat, nur nicht für “Minderheiten” zu denen Sie selbst sich rechnen wie (zum Beispiel”) die CDU-Wähler oder Abtreibungsgegner in der Kirche oder die treuen, immer wieder enttäuschten Kirchenmitglieder, die nicht zu gesellschaftspolitischen Lektionen in die Kirche kommen, sondern zum Krarftschöpfen in den Gottesdienst gehen.”

Hier kommen unserer Meinung nach deutlich Abwertung und Missachtung der Adressaten des Buches zum Ausdruck. Wir empfinden diese Äußerungen als pauschal diskriminierend und vollkommen an der Situation der Menschen vorbei, für die Sie sich als Pfarrer einsetzen sollen. Sie würdigen Menschen herab, die suchend sind und Fragen haben. Dies ist uns vollkommen unverständlich und macht uns sehr betroffen.

Ihre, in die Öffentlichkeit getragenen, Äußerungen hatten die Auswirkung, dass die Absichten der Buchaktion “Kraft zum Leben” in ein fragwürdiges Licht gestellt wurden, die beteiligten Personen verdächtig erschienen, und damit die Glaubwürdigkeit der ganzen Aktion herabgesetzt wurde.
Dadurch ist dem Ruf der Aktion und den beteiligten Personen in der Öffentlichkeit durchaus ein Schaden entstanden. Ob Sie dies intendiert haben, wissen wir nicht.

Als evangelische Kirchengemeinde war und ist uns daran gelegen, Menschen zu ermutigen, das Buch “Kraft zum Leben” zu bestellen und vor allem zu lesen. Wir hoffen, dass durch die Aktion “Kraft zum Leben” Menschen wieder einen Zugang zum Glauben an Jesus Christus und den Weg in unsere Kirche und unsere Gemeinde finden. Wir hätten uns gewünscht, dass ein solcher durch Kirchenvertreter in der Öffentlichkeit deutlicher herausgestellt worden wäre.

Im Auftrag des Kirchenvorstands der ev. Johannesgemeinde Gießen
Karl Plüddemann, Mitglied des Kirchenvorstands
Karl-Friedrich Koch, Vorsitzender des Kirchenvorstands
Pfr. Michael Paul, Pfarrer der ev. Johannesgemeinde Gießen